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Foto: Gerhard Heller |
Robert La Roche 1996
„Ein Mann mit Aura“, zu lesen im Diners-Club Magazin, „der immer schon mehr Durchblick als andere hatte“, „Österreichs erster Entrepreneur“, Cash-Flow, „König der Brillen“, „Robert La Roche - der Mann, der für den Durchblick sorgt“, Vogue, „Erfolgreiches Brillendesign aus Wien“, Modern Times, „Vom Stiefkind zum Superstar“, DIVA, „Ein heimischer Brillendesigner erobert mit Kreativität neue Märkte“, Die Presse, „Ein Wiener mit Durchblick - Robert La Roche macht Haute Couture für die Nase“, !Forbes, „Seine Brillen zieren die Gesichter halb Hollywoods“, Wienerin.
Schon alles gesagt? Oder gibt es doch noch Neuigkeiten über den heimischen Exportstar?
Seit 25 Jahren besteht nun schon die Brillenmarke Robert La Roche. Dahinter steht ein Mann, der eher durch Verlegenheit zu diesem Beruf kam. Als reiner Autodidakt hat La Roche seine eigene Firma in Wien gegründet. Mit der ersten Kollektion kontaktierte er an die vierzig Unternehmen, bis er endlich seinen ersten Kooperationspartner, eine italienische Firma, gewinnen konnte. Seine Anfangsschwierigkeiten waren die eines jeden Jungunternehmers: keine Credentials, kein finanzieller Background. Derzeit arbeitet Robert La Roche mit drei Produktionsfirmen, davon eine österreichische, zusammen, die seine Modelle und die dafür notwendigen Werkzeuge in Lohnarbeit produzieren. Der Vertrieb wird von Robert La Roche in Eigenregie betreut.
„Ich könnte nicht in der Früh aufstehen und eine Kollektion machen - das ist Stimmungssache.“
Pro Jahr entwirft La Roche rund 50 Modelle in verschiedenen Variationen hinsichtlich Farbe und Material.
„Viele Modelle gehen weiter und sterben nicht aus. Eine Brille habe ich seit 18 Jahren im Programm. Das ist das Modell Nr. 209, das Meryl Streep in dem Film „Grüße aus Hollywood“ getragen hat. Diese Brille hat eine klassische Form. Wir verkaufen sie immer wieder. Aber auch dieses Modell verändern wir. Einmal machen wir sie etwas größer, dann wieder kleiner, oder bringen sie in anderen Farben heraus.“
Warum haben Ihre Modelle keinen Namen sondern Nummern?
„Weil mir so viele Namen ja gar nicht einfallen. Wir machen mindestens 50 Modelle - und das über 20 Jahre - das läuft sich tot. Auf der Brille steht die Modell- und Farbnummer - das ist auch angesichts des Computerzeitalters praktischer. Für die Schuhfirma Reiter mache ich eine kleine Brillenkollektion. Da kann man natürlich Namen verwenden.“
Mit Ausnahme von exotischen Ländern wie Persien und Afrika, Südamerika ist Robert La Roche mit seinen Kollektionen rund um den Erdball vertreten. Seine Exportquote beträgt 85%.
Was fasziniert Sie an der Modebranche?
„Das ewig sich Wandelnde, obwohl es sich immer wieder einholt und trotzdem anders ist. Wir holen ja gerade die 70er Jahre nach - aber Sie können nicht die Kleider von damals herausholen und anziehen - die Mode von damals wird doch wieder anders interpretiert. Es kommen neue Materialien, neue Kombinationen, ein neues Bewußtsein für die Mode - man muß flexibel sein und darf kein sturer Mensch sein, will man Mode machen. Es ist sehr aufregend. Ich möchte auch in keinem Land leben mit einem einheitlichen Klima. Der Wechsel der Jahreszeiten ist etwas sehr Schönes.“
Was würden Sie am liebsten abschaffen?
„Das Nachhecheln, das immer schlimmer wird. Die Leute, die etwas Neues machen beziehungsweise einen Trend vorgeben, sollten das Recht haben, das besetzen zu dürfen und nicht von billigen Imitationen sofort überholt zu werden, die dann das eigentliche Geschäft machen. Das ist unfair. Es wird immer schneller. Ich habe schon Fälle erlebt, wo meine Kollektionen gezeigt wurden, bevor ich dort war.“
Können Sie sich an den Funkensprung erinnern?
„Es war ganz ehrlich gesagt eine Verlegenheitslösung für mich. Früher war ich bei der Firma Anger im Bereich Marketing tätig - als ich dort wegging, wußte ich nicht genau was ich machen sollte, hatte aber schon den Virus „Brille“ in mir. Irgendwie hat mich das Thema interessiert. Ich wollte es selber machen - aber anders. Mir war nicht lange langweilig. Es waren diese 14 cm mal 5 - das ist der springende Punkt.“
Wie schaffen Sie es, immer wieder neue Modelle zu erschaffen?
„Es fragen mich oft Freunde: >Wie fallen Dir nur immer neue Designs ein.< Ja, es kann an sich nur rund, eckig, oval, schmetterlingförmig sein. Zuerst wird gezeichnet, dann mit dem Mustermacher besprochen. Der setzt es dann in Kunststoff um. Anhand dieses Teils kann man sehr gut Änderungen vornehmen. Zweidimensional schaut es ganz anders aus als auf der Zeichnung. Es gibt aber auch Brillenentwürfe, die überhaupt nicht weiter bearbeitet werden.“
Wie wählen Sie persönlich die Kleidung aus?
„Stimmungsbetont - wenn Fön ist und ich mich nicht wohl fühle, dann werde ich wahrscheinlich eher Grau, Schwarz , Maus anziehen und versuchen weniger aufzufallen. Aber wenn ich besser aufgelegt bin, dann vielleicht ein bißchen mehr Farbe. Dasselbe gilt für Brillen.“
Was sind Ihre Lieblingsfarben?
„Im Sommer trage ich gerne Beige; im Winter bin ich sehr dunkel angezogen.“
Welches Material tragen Sie am Liebsten?
„Baumwolle, Kaschmir“
Ihr Lieblingsdesigner?
„Philippe Starck - weil er diesem Wort „Design“ einen Tupfer aufgesetzt hat und das ganze witzig auffaßt. Er hat Design für die breite anonyme Masse geöffnet - nach dem Motto: “Design ist nicht etwas Elitäres“. Starck hat für viele einen Zugang zur Designwelt auf lockere Art geschaffen.“
Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht in der Modebranche tätig wären?
„ Wenn ich´s mir wünschen konnte, dann Arzt - Internist - ein Arzt der durch Intuition etwas erkennt.“
Ihre persönliche Modevision?
„Ich erhoffe mir eine Beruhigung. Die Mode dreht sich zu schnell bis zur Orientierungslosigkeit. Statt der vielen oberflächlichen Trendwechsel wünsche ich mir eine Evolution. Mit Evolution meine ich die Weiterentwicklung von Stilen, die Herausarbeitung von Handschriften - kurz gesagt: die Entwicklung von starken Marken. Das ist die Zukunft.“
Wo sehen Sie Chancen für die österreichische Modebranche?
„Hart arbeiten und nicht hoffen, daß die Wirtschaftskammer irgend etwas organisiert. Tascherl packen und raus. Dafür ist es wichtig starke Marken zu entwickeln. Im Unterschied zu den Franzosen sind wir ja dumm. In Österreich mußt du erst im Ausland wer sein - dann akzeptieren wir ihn. Die Franzosen halten viel mehr zusammen - insbesondere die Modemacher und die Presse. Die Presse fragt nicht mich, was ich nächstes Jahr bringen werde - aber sie berichtet, welche Brillenkollektion Dolce & Gabbana für nächstes Jahr entworfen haben. Das ist typisch.“
Was ist Ihrer Meinung nach die Funktion der Mode in unserer Gesellschaft?
„Mode differenziert Gesellschaftsschichten. Sie ist deutliches Ausdrucksmittel, um sich einer Schicht zuzuordnen. Man kann sich selber kategorisieren. Natürlich kann man damit auch etwas vorspielen.“
Was halten Sie vom ersten deutschsprachigen ausschließlich elektronischen Modemagazin im Internet?
„Find ich gut und mutig. Das ist das, was ich vorher meinte: es ist wichtig sich international zu präsentieren.“