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Dr. Manfred Handerek

Leiter des Österreichischen Modesekretariats

Handerek war zunächst 10 Jahre im Messewesen, Bereich Auslandsveranstaltungen, tätig und organisierte in diesem Rahmen für österreichische Firmen Ausstellungen, Symposien. Bereits zu dieser Zeit war er als Organisatior der Modemessen in intensivem Kontakt mit dem Österreichischen Modesekretariat. Seit Mitte 1993 ist er Leiter des Österreichischen Modesekretariats, kurz ÖMS.

Der Kernbereich des ÖMS ist die Entwicklung von Trends in Form von Trendbüchern und -vorträgen. Unter seiner Leitung werden für alle Stufen der Textilwirtschaft, von der Textilindustrie über die Bekleidungsindustrie bis zum Einzelhandel, Trendvorschauen entwickelt und zur Verfügung gestellt. Im Bereich Bekleidungsproduktion (dazu zählen auch Schuhe), Industrie sowie Gewerbe, werden die einzelnen Sparten Damen, Herren, Kinder, Sport, Strick, Wäsche, Schuhe, Accessoires drei Saisonen im voraus, also für den Zeitpunkt, wenn die Unternehmen die Kollektionen entwickeln, erarbeitet.
Im Bereich Textilproduktion stellt das ÖMS Farb- und Materialtrends vier Saisonen vor der endgültigen Präsentation im Handel zur Verfügung.
Ein Team von freien Mitarbeitern recherchiert dafür international die neuesten Entwicklungen im Bereich der Mode; dazu konnte er hochkarätige Modeexperten wie Monique Traska oder Elisabeth Krautinger gewinnen.

Handerek bedient somit die gesamte österr. Textilwirtschaft mit den für diese Branche überlebensnotwendigen Informationen. Gemeinsam mit den Leitern der jeweiligen Modereferate in den Bundesländern werden österreichweit Trendvorträge von Spezialisten durchgeführt.
Erstmals in diesem Jahr wurde ein Trendvideo für Schuhe auf der Linzer Messe im August produziert, das den Schuhhändlern die neuesten Trends über den Bildschirm näher bringt. Dieses Konzept wird auch im nächsten Jahr fortgesetzt. Die Trends können Sie sich jedoch nicht nur per Video ansehen, es liegt dazu auch eine Broschüre auf.

Das ÖMS ist seit vielen Jahren dafür bekannt, daß es Sitz des Generalsekretariats des Trendforschungsinstituts „Intercolor“ ist und zweimal jährlich die Farbtrends für DOB und HAKA vier Saisonen im voraus entwickelt. Neu ist, daß seit diesem Jahr die Internationalität des Austrian Fashion Institut durch die Mitgliedschaft an „Modeurop“ gestiegen ist. Modeurop ist eine internationale Vereinigung, bestehend aus 9 Mitgliedern (darunter acht EU-Länder und Indien) und 18 assoziierten Ländern, die saisonal neue Schuh- und Lederfarben entwickelt.

Das ÖMS ist jedoch nicht nur durch seine Aktivitäten im Bereich der Modetrends bekannt, sondern hat sich durch die Förderung des österreichischen Modedesigns einen Namen gemacht. So wurden zum Beispiel im März 96 die Modetage/Wien, organisiert von Mario Soldo, unterstützt. Weiters ist das ÖMS am Verein zur Förderung österr. Modedesigns beteiligt und führt seit 1995 zweimal jährlich in Kooperation mit der Österr. Bekleidungsindustrie und der Reed Messe in Salzburg einen Modedesign-Wettbewerb durch, an dem alle österr. Designer und Modeschulabsolventen teilnehmen können.


Der ständige Wechsel macht für Handerek die Faszination an dieser Branche aus, an der er nichts verändern würde. Seit frühester Jugend begeistert er sich für Mode. Er kann sich an ein Ereignis in seiner Kindheit erinnern: eine Modeschau, die ihn dermaßen mit dem Zauber des Neuen, Unglaublichen, der Schönheit der Menschen und der Bühne mit dem atemberaubendsten Theater faszinierte.


Die Auswahl der Kleidung erfolgt für Dr. Manfred Handerek nach der Optik und Bequemlichkeit hinsichtlich Material. Auf einen Lieblingsdesigner möchte er sich nicht festlegen, da für ihn vorwiegend das Kleidungsstück an sich im Vordergrund steht. Er hebt jedoch Karl Lagerfeld hervor, den er für seine Vielfältigkeit bewundert.
Bezüglich Lieblingsfarbe nennt er: alles was Farbe ist. (Anm. des Interviewers: Zum Zeitpunkt des Interviews war er fast gänzlich, außer der Krawatte, in Schwarz gekleidet.) Seine Kleidung wählt er hinsichtlich Farbe nach Saison und Stimmung aus. Sein liebstes Material ist Baumwolle.

Auf die Frage, welchen Beruf er außer der Mode gerne ausüben würde, meinte er, er würde gerne im Bereich Kulturmanagement arbeiten.

In seiner persönlichen Modevision wird es zu einer weiteren Verdichtung der großen Handelsketten, genauer der Vertikalisierung des Handels wie zum Beispiel die Ketten Hennes & Mauritz, C& A, Gap, usw. kommen. Ein Teil der derzeitigen Einzelhandelsgeschäfte werden verschwinden, wohingegen Boutiquen mit Spezialbereichen weiter bestehen bleiben.
In Zukunft wird nach Meinung von Dr. Handerek die Vorliebe der Bevölkerung für einzelne Modegruppen, Überzeugungen, Streetwear, Punk usw. verstärkt voneinander unabhängig am Markt bestehen.

Die Emanzipation einzelner Bevölkerungsstile wird sich in verschiedenen, parallel verlaufenden Trends manifestieren.

Die Funktion der Mode ist für ihn in erster Linie um Freude zu bereiten, in zweiter Linie dient sie zur Identifizierung.
„Wenn man etwas Schönes sieht, was jemand trägt, freut man sich - man schaut hin und schaut weg, wenn jemand geschmacklos gekleidet ist. Die optische Identifizierung ist nach wie vor eine wichtige Funktion - man erkennt jemanden, seine Einstellung, mittelbar seinen Beruf, fast schon sein Wesen.“

Die Chancen der österreichischen Textilwirtschaft sind aufgrund der hohen Lohnkosten und Billigimporte derzeit begrenzt. Laut Meinung von Dr. Handerek wird es den Handel immer geben müssen, denn Mode muß verteilt werden. Teilweise wird diese Stufe der Textilwirtschaft von Fernbestellsystemen à la Internet, Teleshopping, Katalogversand überlagert werden, jedoch der Wunsch nach dem physischen Einkaufserlebnis wird bestehen bleiben. Insbesondere die Produktion von Textil und Bekleidung betreffend, beide sind in einer ähnlich schwierigen Lage bedingt durch niedrige Lohnkosten im Ausland, sind seiner Meinung nach die Auslagerungsbewegungen noch nicht abgeschlossen, wobei jedoch Zentralbüros, Kreativ- und kleine Produktionsbereiche weiterhin im Inland verbleiben werden. Europa ist in seiner Vision das kreative Herz der Modewelt und wird es auch trotz Ostöffnung, Billigimporten usw. weiterhin bleiben.
Die österreichischen Bekleidungsexporte sind zu einem Großteil der Trachtenproduktion zuzuschreiben. Auch in Zukunft wird diese Sparte auf dem internationalen Modemarkt überleben können, denn sie bedeutet Qualität, Geborgenheit, Gemütlichkeit.
Im Designbereich gibt es alle Möglichkeiten; das kreative Potential ist vorhanden. Jedoch geht es nicht nur um kreatives Potential, sondern auch um die Vermarktung und Umsetzung. In diesem Bereich hat es Österreich schwer, da kaum jemand in eine aufwendige Modeproduktion investieren möchte. Der Aufbau einer internationalen Modemarke würde für ein Unternehmen über mehrere Jahre zusätzliche Investitionen bedeuten.

Was halten Sie vom ersten deutschsprachigen Modemagazin im Internet?
„Zuerst war ich ein bißl´ skeptisch wie der Fashion Navigator ins Leben gerufen wurde, aber ich freue mich jetzt sehr, daß dieses Magazin existiert. Eine tolle Initiative; insbesondere daß es in Österreich so früh entwickelt wurde“


Österreichisches Modesekretariat
Tel. +43 1 5337021
Fax +43 1 5337121

Der Fashion Navigator dankt für das Interview!
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