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Georg & Sabrina Liebler
1997

foto:
©Günther
Pichlkostner
Die Werkstatt ist hell und freundlich; Kleiderpuppen bekleidet mit den Werken der beiden ausgebildeten Schneidermeister (Modeschule Michel Beuern) zieren das nüchtern eingerichtete Geschäftslokal. Von der Stange können Sie hier nicht kaufen. Stofflaschen mit Herrenanzug- und Damenoberbekleidungsstoffen liegen auf dem Regal an der Wand bunt zusammengewürfelt; auf dem Pult Formulare zum Eintragen der Maße des Kunden - Schulterbreite, Armlänge usw. - alles fein säuberlich nach Müller München.

Die Liebler´s entwerfen nicht am Papier, sondern im Kopf mit den Zahlen der Maßtabelle. Die erlernte und durch viele Jahre Praxis perfektionierte Technik zeichnen die Arbeiten der nun schon seit neun Jahren im Bereich Mode tätigen Liebler´s aus.
Die Maßschneiderei reicht vom Herrenanzug mit Hand pikiert (rund 14.000.- ÖS excl. Material) über die Damenoberbekleidung (Damenlederjacke inkl. Material zwischen 8.000.- und 15.000.- ÖS) bis zur Kinderbekleidung (Kinderkleid zwischen 500.- und 2.000.- ÖS) für die Altersstufen von 4 bis 96 Jahren. Ob nun Sportbekleidung zum Golfen am Wochenende, das Abendkleid für den großen Auftritt, oder die Business-Kluft - bei den Liebler´s sind sie richtig. Nur gestrickte Modelle werden Sie hier nicht bestellen können. Strick ist den Liebler´s zu formlos. Hier können sie ihr Handwerk nicht voll zur Geltung bringen.

Die Faszination an der Mode liegt für die Liebler´s in der Herausforderung, ständig etwas Neues zu bringen - bringen zu müssen. Die Abwechslung, das nicht ruhen können, machen den Reiz der Mode aus.
„Wenn das eine abgeschlossen ist, muß das andere noch besser werden.“

Am liebsten abschaffen würden die Liebler´s diejenigen,
„....die in der Mode am unwichtigsten sind und sich selber aber wichtig nehmen. Damit gemeint sind vor allem diejenigen, die überall gesehen werden wollen, und alles beurteilen, obwohl sie keine Ahnung davon haben.“

An einen Mode-Funkensprung kann sich Georg Liebler nicht erinnern. Seine Ausbildung war klassisch und wurde nicht gewählt, weil er Mode machen wollte, sondern war viel eher familienbedingt. Sein Vater war Schneider und besaß drei Geschäfte. Zur Mode kamen die Schneider nur durch Zufall. Am Beginn ihrer Schneiderlaufbahn arbeiteten sie für einen Designer. Nach seinen Entwürfen entwickelten und fertigten sie die Modelle. Das war vor achteinhalb Jahren.

Die Auswahl der Kleidung erfolgt nach dem Kriterium Wohlbefinden. Der eigene Stil wird von den Liebler´s als universell einsetzbare Kleidung beschrieben. Die Lieblingsfarbe ist jeweils die, die man sich einbildet, daß sie die nächste Trendfarbe wird. Beim Lieblingsmaterial kommt es auf die Jahreszeit an - im Herbst 96 sind es Wollstoffe ohne viel Schnickschnack.

Die Antwort auf die Frage nach dem Lieblingsdesigner ist rasch parat: der Lieblingsdesigner ist Gianfranco Ferré, denn er beherrscht das Handwerk, betont die Formen des Körpers.
„Dolce & Gabbana, Gaultier, Helmut Lang - machen Schrott. Nichts als Zirkus, Spektakel, Verkaufsmasche um Umsätze zu machen. Sie drücken nichts aus. Sie sind schuld am Niedergang der Bekleidungskultur. Lang experimentiert wohl wunderbar mit neuen Stoffen, aber seine Schnitte sind nicht ausgefeilt.“

Wenn Georg Liebler nicht im Modebusiness arbeiten würde, wäre er am liebsten in einem anderen kreativen Beruf tätig: als Politiker. „Politiker ist ein kreativer Beruf - er sollte es auf jeden Fall sein.“

In Liebler´s Modevision wird sich die Modebranche weiter spalten. Einerseits die Riege der internationalen Designer wie Dolce & Gabbana, die „wie Mc Donalds arbeiten“, andererseits die Massenanbieter wie Boss, die zu niedrigen Preisen zugängliche Ware großflächig vertreiben. Zur dritten Gruppe rechnen die Liebler´s Maßschneider, Spezialanbieter wie sie selbst.
Der Wunsch nach Individualität wird nach Meinung Liebler´s weiter steigen. Dafür wird auch mehr zu bezahlen sein.
„Individualität - Leute stehen darauf, daß sie keine Nummer sind. Wir gehen auf die Bedürfnisse ein und investieren sehr viel Zeit pro Kunde.“

Bis zum Frühjahr 1996 haben die Liebler´s regelmäßig zweimal pro Jahr Kollektionen vor der Presse vorgestellt und ins Ausland verkauft. Als Produzenten von Kollektionen sehen sich die Liebler´s in Zukunft nicht mehr. Um einen Gewinn zu lukrieren müßten mindestens 100 Geschäfte beliefert werden. Dazu sind jedoch immense Vorinvestitionen in Fachkräfte zur Organisation der Auslandsfertigung, denn inländische Fertigung ist den Liebler´s zu teuer, Vormaterialien und Auslieferung zu leisten. Dieses Risiko, bezogen auch auf die Zahlungsmoral von Abnehmern, wollen die Liebler´s nicht mehr eingehen.

Die Chance der österreichischen Textilwirtschaft sehen die Liebler´s vor allem in einer Verbesserung der Kommunikation zwischen Designern und Industrie sowie Presse, die ihrer Meinung nach zu oberflächlich über heimische Designprodukte informiert.
Brigitte R. Winkler stellt hier eine Ausnahme dar - sie kommt vorbei und schaut sich die Sachen an.“

Was halten Sie vom Fashion Navigator?

„Die Idee ist gut, ein Modemagazin im Internet zu machen. Aber wenn Sie mich nach dem Inhalt fragen, kann ich es Ihnen nicht sagen. Ich habe noch nie im Internet herumgestöbert.“

Hope to see you on the net - the Fashion Navigator

Der Fashion Navigator dankt für das Interview!

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