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ANDREA WEIDLER
- Wiener Modellsekretariat

Andrea Weidler ist die österreichische Grande Dame der Modelszene. Ihre Agentur, Wiener Modellsekretariat, ist die größte heimische Agentur und zählt im europäischen Vergleich zu den größten unabhängigen Unternehmen ihrer Branche.

Vor fünfzehn Jahren gründete die heute 42-jährige die Agentur, nachdem sie bereits Praxis im Wirtschaftsleben, zunächst als Prokuristin im elterlichen Betrieb, der seit 150 Jahren besteht, und Schreibwaren und Geschenkartikel am Wiener Graben im Groß- und Einzelhandel vertreibt, später als Mitarbeiterin von Wolfgang Schwarz, Elite-Models, gesammelt hat.

In Kooperationen mit anderen Modelagenturen wie zum Beispiel Eileen Ford, werden gemeinsam internationale Kunden bedient. Die Tätigkeit als Modelscout betrachtet Weidler als unabdingbar. So entdeckt sie neue Gesichter und hilft jungen Models bei ihrem Start ins „Big-Business“. Neben dem allgemein bekannten Modelgeschäft vermittelt das Wiener Modellsekretariat auch Characters, Schauspieler, Kinder: „Wir leben nicht nur von Mode alleine.“
Derzeit stehen rund 800 Models unter Vertrag mit Andrea Weidler, die das Büro in Wien mit acht Angestellten führt.

Jährlich veranstaltet Weidler den Supermodel-Wettbewerb von Eileen Ford in Österreich, wobei sie die auflagenstärkste heimische Tageszeitung als medialen Hauptsponsor gewinnen konnte.

Die Faszination an der Mode hält sich für Andrea Weidler in Grenzen:
Mode ist mein Beruf. Mir persönlich ist Mode relativ egal. Natürlich muß ich mich für meinen Beruf informieren. Wenn es keine neue Mode gäbe, würde ich kein Geschäft machen. Aber wenn man beruflich so viel mit Mode zu tun hat, macht man sich wenig aus Mode.“

Abschaffen würde ich die Falschheit in dieser Branche. Es gelten Werte, die ich privat nicht sehr schätze. Mode ist zu wichtig; und Schönheit ist unabhängig von der Persönlichkeit. Obwohl Models heute auch Persönlichkeit mitbringen müssen, um den Aufstieg zu schaffen. Alleine herzig aussehen - das ist längst vorbei. Zunächst muß man selber wollen, denn wir können den Models den Weg nur ebnen. Dann müssen sie alleine zum Vorstellungstermin und stehen alleine vor der Kamera. Es hängt im Endeffekt von ihrer eigenen Persönlichkeit ab, ob sie den Job bekommen oder nicht. Schön sind sie alle.

Funkensprung?
„Ich bin vollkommen unbedarft und ungeplant in dieser Branche gelandet. Nachdem ich nicht im elterlichen Betrieb weiterarbeiten wollte, habe ich mich nach etwas anderem umgesehen. Als Wolfgang Schwarz dann vor 22 Jahren die erste Agentur in Wien gegründet hat, habe ich bei der Aufbauarbeit mitgeholfen. Nach einem Jahr bin ich wohl wieder ausgestiegen, aber da ist schon der Funke übergesprungen. Erst nach einem halben Jahr ist mir bewußt geworden, daß dieses Geschäft für mich wie geschaffen ist. Ich dachte mir „Hier kann ich´s schaffen“. Damals war das Modelbusiness in Wien noch etwas Neues. Heute wäre es schwieriger eine Firma wie diese zu gründen.“

Die eigene Kleidung wählt Andrea Weidler nach ihrem ganz persönlichen Stil aus: gediegen, klassisch und praktisch muß die Kleidung sein. In ihrem Kleiderschrank passen die Teile fast alle zusammen: Schwarz, Dunkelblau mit einigen Farbtupfern.
„Mir geht es vor allem um die Bequemlichkeit und daß ich nicht lange überlegen muß, was ich anziehe.“ Die Lieblingsfarbe ist eindeutig Blau. Die Lieblingsmaterialien sind Baumwolle und Viskose.

Ihr Lieblingsdesigner ist Helmut Lang.
„Aber an sich kann ich mich nicht wirklich mit Designermode identifizieren. Designermode würde ich nie tragen. Es paßt mir nicht. Dafür achte ich auch zu wenig auf mein Gewicht, um in die Modelle hineinzupassen. Ich habe zu viel zu tun mit Mode - das wäre als würde ich ein Stück Beruf in mein Privatleben hineinnehmen.“

Wenn Andrea Weidler nicht ihren jetzigen Beruf ausüben würde, könnte sie sich vorstellen in der Forschung, insbesondere Religionsgeschichte, Geschichte allgemein, tätig zu sein.

In Weidler´s Modevision zeichnet sich das zukünftige Bild der Mode klar ab:
„Es ist ganz selbstverständlich: Mode wird es immer geben. Es wird parallel verlaufend die androgyne Mode geben, die für Männern und Frauen gleichermaßen tragbar ist. Das ist die Mode, die wirklich gekauft wird. Andererseits wird es weitere Trends geben, wie die jetzt propagierte Mode, Stichwort „fancy, weiblich, Brokat, Glamour und Glitter“. Das ist wohl nicht das, was man unbedingt trägt, aber dahinter steht die Macht von Designern, Textilindustrie und der Makeup-Branche. Aufgrunddessen wird es jedes Jahr etwas Neues geben, ansonsten könnte die ganze Branche zusperren. Mode ist vollkommen gesteuert und geklont. Mode ist etwas künstliches, aber trotzdem schön; denn künstlich kommt auch von Kunst.“

Die Chancen der österreichischen Textilwirtschaft?
„Wenn die Österreicher so weiter machen wie bisher, sehe ich keine Chancen für die heimische Textilwirtschaft. Es gibt keine langfristige und gezielte Unterstützung für junge Kreative. Wenn die Kammern und alle rundherum nicht eine gemeinsame Linie finden, werden es die Kreativen nie schaffen. Es werden kleine Budgets zu sehr verzettelt. Ich habe zum Beispiel bei der letzten Mode/Wien Veranstaltung mitgeholfen und die Modelle von Birgit Bogusch im Rahmen des Supermodel-Wettbewerbs präsentiert. Ich würde mich sofort hinter jeden gemeinschaftlichen Versuch stellen - aber hier streiten und verzetteln sich die Leute ja. Die Agentur lebt nicht von den heimischen Designern, aber wir unterstützen sie wo wir können. Eine aktive Designerszene würde auch unser Geschäft beleben, denn dann müßten wir die Models nicht fortwährend nach Paris schicken. Vielleicht würde die Elle oder Vogue bei einer starken kreativen Szene einmal hier in Wien fotografieren.“

Die Funktion der Mode ist für Weidler in erster Linie als Statussymbol zu fungieren.
„Wenn ich klassische Kleidung trage, drücke ich damit auch etwas aus. Wahrscheinlich würde ich modischer gekleidet sein, wäre ich nicht in diesem Geschäft tätig. Es ist bei mir so eine Art „System Overload“ - ich habe zu viel damit zu tun.“

Was halten Sie vom ersten deutschsprachigen Modemagazin im Internet?

„Ich finde das toll! Das Internet ist das Medium der Zukunft, besonders für unsere Branche.“

Andrea Weidler - Wiener Modellsekretariat
Tel. +43 1 5332277-0

Der Fashion Navigator dankt für das Interview!

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