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Hulton Getty Collection: Portraits - Ein Rundgang durch 100 Jahre Fotografie
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MAK-Galerie
Stubenring 5, Austria - 1010 Vienna
18.9. - 25.9.99


Einiges zur Portraitfotografie

Entgegen aller Erwartungen kam es nicht zu einem Niedergang, sondern zu einer neuen Blüte des Portraitbildes. Bedeutende Bildleistungen bezeugen, daß fotografische Portraits trotz der schier unendlichen Bilderflut zu neuen, überzeugenden und spannungsreichen Lösungen fanden. Fotografierende Laien wie Lewis Carroll hinterließen uns eine Reihe sehr persönlicher, bezaubernder Studien. Wie er stand auch Julia Margaret Cameron den Vorstellungen der Präraffaeliten sehr nahe. Die gezeigten Beispiele belegen, wie nah sie der Malerei ihrer Zeit waren. Experimentelle Fotos, die per Definition künstlerische Äußerungen sind und auch von einem breitem Publikum als solche akzeptiert werden, ermöglichten dem Fotografen die Rolle eines schöpferischen Autors, dessen subjektive Auswahl- und Gestaltungskriterien, sein technisches Geschick im Umgang mit Kamera, Licht und Labor in entscheidendem Maße das entstehende Bild bestimmten, indem sie die Kamera überlisteten und aus ihrer Technik nicht vorgesehenes, gänzlich Neuartiges herausholten. Im Sinne eines Dialoges zwischen Künstler, Medium und Motiv stand bald nicht so sehr das Streben nach möglichst wahrheitsgetreuer Wiedergabe irgendwelcher Realitäten im Vordergrund. Statt dessen entstanden eigene Bildwelten mit eigenen Wahrheiten. In seinen besten Beispielen wird die Fotografie - wie ein Gemälde - zur subjektive Abstraktionen allgemeiner Phänomene. So gewannen Erinnerungsfunktion und Deutung des Dargestellten im Portraits - nicht zuletzt mittels nur in der Fotografie möglichen technischen Methoden (z.B. Collage, aber auch Retouche als Mittel des Vergessens) - neue Dimensionen. Die Dokumentation, etwas später die Reportage, kamen als völlig neue Gattungen hinzu.

Bedingt durch die gesellschaftliche Funktion und damit bestimmend für den Charakter und die Wirkung des Bildnisses sind Haltung und Verhalten des Portraitierten, sowie der gewählte Ausschnitt. Ob die Figur steht, streng frontal sitzend oder gar thronend, entspannt liegend oder in Untersicht, also über den Betrachter erhoben erscheint, ist in der Regel ebensowenig zufällig wie der Bildausschnitt. Liegen doch Welten zwischen fernsichtigen Ganzkörperportraits, die eher Rollenspezifisches wiedergeben (z.B. den Mann in Uniform oder die Tänzerin im Kostüm) und nahsichtigen, ganz auf die Physiognomie konzentrierten Kopfbildern, die die individuelle Psyche herausarbeiten.

Die Reihe der bedeutenden Portraitfotografen läßt sich bis in unsere Gegenwart fortsetzen und ihre Produkte haben inzwischen den Weg in die Museen gefunden. Grenzen zwischen 'freier' und Gebrauchsfotografie sind längst aufgehoben. Nicht zuletzt deshalb wird gegenwärtig die Geschichte der Fotografie einer genaueren Untersuchung unterzogen. Immer neue Namen werden dem Vergessen entrissen, Oeuvre erforscht und Werkverzeichnisse angelegt. Die Hulton Getty Picture Collection ist Hort einer schier unendlichen Anzahl qualitativ so hochwertiger Bilder, so dass die Möglichkeiten für Neuentdeckungen immens sind.

The Hulton Getty Picture Collection


Fig.: ©HULTON GETTY exklusiv by Tony Stone Bilderwelten
Beresford, Virginia Woolf mit ihrem Vater Sir Leslie Stephen, 1902



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