Die verletzte Diva.
4.3. - 7.5. 2000, München
Lenbachhaus Kunstbau
Kunstverein München
Rotunde Siemens Kulturprogramm
3.3. - 7.5. 2000 Innsbruck
Galerie im Taxispalais
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Hysterie Körper Technik in der
Kunst des 20. Jahrhunderts
Zeitgleich mit dem gewaltigen Technologisierungsschub im
letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entwickelte der französische
Neurologe Jean-Martin Charcot erstmalig Diagnoseformen für Hysterie, die
Sigmund Freud in seine "Studien über die Hysterie" auf Neurosen, d.h.
auf die Verdrängung sexueller Konflikte zurückführte. In der Kunst, die
sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts mit den Erfahrungen der Wahr-
nehmungsbeschleunigung, des Außer-Sich-Seins, der Ekstase und des
Schocks beschäftigt, findet eine formal produktive "Hysterisierung" der
Körper, Dinge und Räume statt. Die Surrealisten erklären die Hysterie
zur,,größten poetischen Entdeckung des 19. Jahrhunderts" und die
Hysterikerin
zur Muse ihrer kreativen Entgrenzung. Dabei belassen sie es
aber beim weiblichen Körper als Projektionsfläiche, was sich erst seit
dem Ende der Fünfzigerjahre mit Happening und Performance ändert.
Mit dern Schritt, den Körper selbst zurn künstlerischen Material zu
erkären
und in den gestalterischen Prozess miteinzubeziehen, findet ein
geschlechtsspezifischer Paradigmenwechsel statt. Nun wird auch der
männliche Körper in jenem ambivalenten Status zwischen Subjekt und
Objekt inszeniert, wobei er bezeichnenderweise feminisiert wird. In der
passiven, leidenden Rolle wird sodann der männliche Akteur in jene
widersprüchliche, hysterische Struktur eingebunden, die vorher haupt-
sächlich "der Frau" vorbehalten war.
fig: Louise Bourgeois, Arch of Hysteria, 1993, Bronze, 83.3 x 58,4 cm, Galerie Cheim & Read, New York