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TABLEAUX
VIVANTS kunsthallewien.at fig.: Madame
Yevonde, Mrs. Donald Ross as Europa aus der Serie/from the serie "Goddesses"
; Fotografie/photography, 1935; Courtesy National Portrait Gallery,
London; © Yevonde Portrait Archive Lebende
Bilder ("Tableaux vivants"), Nachstellungen historischer wie
aktueller Gemälde und Skulpturen, sind zum fixen Bestandteil des
täglichen Bilderstroms geworden: in Musikvideos, in der Werbung
oder in Kinofilmen... Ihre Geschichte beginnt mit der Antike. Später werden sie als politische und erinnerungsmächtige Bildsprache in die Festzüge der Renaissance und des Barock und die katholischen Prozessionen seit dem Mittelalter integriert. Zur Zeit der Aufklärung ab dem 18. Jahrhundert werden "Tableaux vivants" und die ihnen ähnliche Form der "Attitüden" als körperliche Nachbildungen und Nachstellungen von Kunstwerken beliebtes Gesellschaftsspiel im privaten Kreis der bürgerlichen Gesellschaft. Seit dem 19. Jahrhundert sind sie Sujets der Fotografen. Bürger und Künstler lassen sich in den prominenten Stellungen und Requisiten der Meisterwerke der Kunstgeschichte - etwa von Raffael, Guido Reni oder Nicolas Poussin - ablichten. Im 20. Jahrhundert tauchen sie zunächst als Attacke auf die bürgerliche Vorstellung vom Meisterwerk und als surrealistisches Bilderreservoir (Marcel Duchamp, Man Ray, René Magritte) auf. In den 60er und 70er Jahren symbolisieren sie den Konflikt von Kunst und Alltag (Piero Manzoni, Gilbert & George). Sie dienen der Inszenierung von Eigenleiblichkeit (Cindy Sherman, Bruce McLean, Arnulf Rainer). In der feministischen Kunst verkörpern sie die subversive Problematisierung von Weiblichkeit (Eleanor Antin, Valie Export, Hannah Wilke). Schließlich werden sie seit den 80er Jahren im Zug der postmodernen Theorien und der Fragen nach Identität in alle möglichen Richtungen von der Kritik über die Erinnerungsarbeit bis hin zur Parodie weiterentwickelt (Hiroshi Sugimoto, James Coleman, Jeff Wall, Jeroen de Rijke und Willem de Rooij). Am Beispiel von etwa dreissig KünstlerInnen zeigt die Ausstellung die Entwicklung der "Tableaux Vivants" seit dem 19. Jahrhundert und ihre Bedeutung für die heutige Kunst.
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