FILMKOSTÜM - FRAUEN IM FILM NOIR
Serie in 5 Teilen


4 - DRESSED TO KILL: BARBARA STANWYCK in DOUBLE INDEMNITY


DIE FORMEN

Während des Filmverlaufes dominieren zwei- und dreiteilige Tageskombinationen: die voluminöse Bluse mit Rock, körpernaher Pullover oder Bluse mit Hose, die Jacke mit Revers, Bluse und knielangem Rock oder das Tageskleid, ebenfalls mit markanter Schulterbetonung ganz im aktuellen Stil der 40er-Jahr-Mode.

Die, durch die strukturale Analyse festgestellte, Besonderheit im dress code des BAD GIRL konzentriert sich vor allem auf die Einschübe von männlichen Kleidungselementen auf Matrix 1 (siehe Teil 1 der Serie). Die klassische Jacke mit Revers, schmale und weite Hosen oder der Overall sind Referenzen einer Vermännlichung und können als Abkehr vom mütterlich Weiblichen gesehen werden. Im Kontext der Filmhandlung visualisiert der Einsatz des maskulinen Kleidungselements immer einen akuten Konflikt der beiden Protagonisten miteinander und verdeutlicht vestimentär weibliche Selbstbestimmung, das heißt die autonome und unkontrollierbare Handlungsweise der Femme fatale.

Die Stoffe (Matrix 2) sind durchaus nicht luxuriös, sondern zumeist gängige dunkle oder helle Uni-Materialien, wie Viscose, leichte und schwere Wollstoffe oder Jerseys, die nur zweimal mit fleuralen Motiven - Verdeutlichung von Feminität - akzentuiert sind.

DIE FARBEN

Überraschend ist die farblich uneinheitliche Charakterisierung des BAD GIRL, bei der sich kein konkreter Schwerpunkt abzeichnet. Eindeutig ist die Hauptfarbe nicht Schwarz - die Verbindung von Tageskleid und Schwarz tritt im dress code nur einmal auf - was kaum zu dem durch und durch dunklen und negativen Frauenbild der Femme fatale zu passen scheint. Phyllis’ starke Destruktivität findet auf Matrix 2 keinen allzu typischen Ausdruck, häufig ist unschuldiges Weiß, das im Film noir tödlich sein kann, neben geheimnisvollem Schwarz oder Farbkombinationen, wie weißes Oberteil mit schwarzem Rock oder Hose, platziert. Auffällig ist sicherlich Phyllis’ Trauerkostüm (skirted suit) in schlichtem Hellgrau, das natürlich keineswegs ein Ausdruck von tiefer Trauer sein soll.

STYLING

Auch beim BAD GIRL gilt die Fokussierung auf die Beine als Schwerpunkt der weiblichen Erotik. Dies akzentuieren high-heel-Pumps, die typischen 40er-Jahre-Fessel-Sandalen und die hautfarbenen Strümpfe, die die Beine der Femme fatale nackt erscheinen lassen. BARBARA STANWYCKs persönlicher Hairstyle, das blonde schulterlange Haar mit dem typischen Stirnschopf der 40er-Jahre-Frisur, ist im Film identisch und bleibt ständig unverändert und offen getragen. Hüte hingegen sind selten, ein kleiner schwarzer Hut mit Schleier und eine Handtasche komplettieren das elegante Outfit für den offiziellen Auftritt bei einer Versicherungsagentur. Häufig jedoch versteckt sich das BAD GIRL hinter einer modisch geformten Sonnenbrille.

Mysteriös ist das BAD GIRL auf zweierlei Weise: Im dress code dominieren die typischen vestimentären Merkmale der Femme fatale nicht. Weder sind aufwendige Abendroben, kostbare Pelze noch luxuriöse Materialien (vgl. GOOD BAD GIRL, Teil 2 der Serie) eingesetzt, im Gegenteil. Nichtsdestotrotz sind Phyllis’ Kleider simpel verführerisch und sophisticated zugleich, aber das bestimmende BAD ihrer Ausstrahlungskraft kommt von woanders her - from her mind.


Fotos: DOUBLE INDEMNITY, Billy Wilder, Paramount 1944, 106 min


A kiss is just a kiss: LAUREN BACALL in DARK PASSAGE
The good One: ANNE BAXTER in THE BLUE GARDENIA
- letzter Teil

© Mag. Rosa Burger 1997
Tel. +43 1 535 94 09
FILMKOSTÜM - Frauen im Film noir
Diplomarbeit, Universität Wien, 1993.

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